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Mittwoch, 11. November 2015

Der Aufstieg zur Gottesliebe


Abba Isaak der Syrer 
Rede 72
Der Aufstieg zur Gottesliebe  
1.Glauben ist das Tor zu den Mysterien. Was die leiblichen Augen sind für die Sinnendinge, das ist der Glaube für die verborgenen Dinge. So wie wir zwei leibliche Augen haben, haben wir auch zwei noetische Augen der Seele, wie die Väter sagen, doch diese versehen den Dienst des Schauens auf je verschiedene Art. 

2. Mit dem einen noetischen Auge schauen wir die Geheimnisse der Herrlichkeit Gottes, die in den Naturen der Geschöpfe verborgen sind, das heißt Seine Macht, Seine Weisheit und Seine immerwährende Fürsorge für uns
, die wir erkennen aus der erhabenen Weise, in der Er uns lenkt. Ebenso schauen wir mit diesem Auge die himmlischen Heerscharen, unsere Mitknechte. 

 3. Mit dem anderen noetischen Auge schauen wir die Herrlichkeit der heiligen Natur Gottes, wenn es Ihm gefällt, uns in die geistigen Mysterien einzuführen und unserem Geist den Ozean des Glaubens zu erschließen. 

 4. Als Gnade nach der Gnade wurde den Menschen nach der Taufe die Metanie geschenkt. Denn die Metanie ist eine zweite Wiedergeburt aus Gott. Und das, wovon wir durch die Taufe kraft des Glaubens ein Angeld empfangen hatten, empfangen wir jetzt kraft der Metanie als Geschenk der Gnade. 

Die Metanie ist das Tor zum Erbarmen, und es wird denen geöffnet, die nach ihr streben. Durch dieses Tor treten wir ein zum Erbarmen Gottes, und wenn wir nicht durch dieses Tor eintreten, werden wir kein Erbarmen finden. Denn "alle haben gesündigt", sagt die Heilige Schrift, "und alle werden gerecht gemacht durch das Geschenk Seiner Gnade" (s. Röm 3,23-24). 

[1 Originaltitel "Nützliche Darlegungen erfüllt von der Weisheit des Heiligen Geistes". Aus den 86 Asketischen Reden des hl. Isaak des Syrers (6./7. Jh.). Übersetzt vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers Chania aus dem griechischen Text in EPE-Philokalia Bd. 8ī', unter Berücksichtigung der engl. Übers. des Holy Transfiguration Monastery in The Ascetical Homilies of Saint Isaac the Syrian, Boston 1984, welche zurückgreift auf die handschriftliche Überlieferung in Griechisch und Syrisch, sowie der franz. Übers. von Archimandrit Placide Deseille in Saint Isaac le Syrien, Discours Ascétiques, Monastères Orthodoxes St Antoine et Solan 2006. Die Rede 72 der griechischen Ausgabe entspricht Rede 46 nach der englischen Zählung und Reden 82-83 nach der Zählung der russischen Ausgabe (Sergiev Posad 1911).] 

Die Metanie ist die zweite Gnadengabe, und sie wird im Herzen geboren kraft des Glaubens und der Furcht, denn die Furcht ist die väterliche Rute, die uns lenkt, bis wir hingelangen zum Paradies der guten Dinge, dem geistigen, und wenn wir dort angelangt sind, verläßt sie uns und kehrt um. 

5. Das Paradies ist die Gottesliebe, worin die Wonne aller Seligkeit ist und worin der selige Paulus ernährt wurde mit einer Speise über der Natur. Und nachdem er gekostet hatte vom Baum des Lebens dort, rief er aus: "Was kein Auge geschaut, was kein Ohr vernommen, was das Herz des Menschen nicht gekannt, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben!" (1 Kor 2,9). Der Zugang zu diesem Baum wurde Adam verwehrt durch den Rat des Teufels. 

 6. Der Baum des Lebens ist die Gottesliebe, aus welcher Adam fiel, und von da an begegnete ihm die Freude nicht mehr, sondern er arbeitete und plagte sich im Land der Dornen (s. Gen 3,23). Diejenigen, die der Gottesliebe entbehren, essen selbst dann, wenn sie dem geraden Weg folgen, durch ihre Werke das Brot des Schweißes - jenes Brot, das zu essen dem Ersterschaffenen geboten wurde nach seinem Sturz (s. Gen 3,19). Solange wir nicht die Liebe gefunden haben, vollzieht sich unser Werk im Land der Dornen. Wir säen und ernten inmitten der Dornen, selbst wenn unser Same zu einem Samen der Gerechtigkeit wird, und zu jeder Stunde werden wir gestochen von ihnen. Und wie gerecht wir auch werden mögen, wir fristen unser Dasein im Schweiß unseres Angesichts. 

7. Doch wenn wir die Gottesliebe finden, werden wir ernährt mit himmlischem Brot und gestärkt ohne Werke und Mühen. Das himmlische Brot ist der Herr Selbst, Der herabkam aus dem Himmel und der Welt das Leben schenkte (s. Joh 6,48ff). Dies ist die Nahrung der Engel. 

8. Derjenige, der die Gottesliebe gefunden hat, ißt Christus jeden Tag und zu jeder Stunde und wird davon unsterblich. "Wer von dem Brot ißt, das Ich ihm geben werde, wird den Tod nicht schauen in Ewigkeit" (Joh 6,58). Selig derjenige, der vom Brot der Liebe ißt, das Jesus ist! Denn wer von der Liebe ißt, ißt Christus Selbst, den Gott aller, wie Johannes bezeugt, da er sagt: "Gott ist Liebe" (1 Joh 4,8 und 4,16). 

 9. Leben aus Gott erntet mithin jener, der in der Liebe lebt, und während er noch in dieser Welt weilt, atmet er schon jene Luft der Auferstehung, an der sich die Gerechten bei der Auferstehung erfreuen werden. Die Liebe ist das Gottesreich, das der Herr den Aposteln auf verhüllte Weise verhieß, als Er sagte, dass sie in Seinem Reich essen würden. Denn jenes "ihr werdet essen und trinken am Tisch Meines Reiches" (s. Lk 22,30), was bedeutet es, wenn nicht die Liebe? Denn die Liebe genügt, um einen Menschen zu ernähren anstelle von Speise und Trank. 

10. Dies ist "der Wein, der das Herz des Menschen erfreut" (Ps 103,15). Selig, wer von diesem Wein trinkt! Zügellose tranken davon und wurden sittsam. Sünder tranken davon und vergaßen die Pfade des Unrechts. Trunkenbolde tranken davon und wurden nüchtern. Reiche tranken davon und begehrten die Armut. Armen tranken davon und wurden reich an Hoffnung. Schwache tranken davon und wurden stark. Unwissende tranken davon und wurden Weise. 

11. So wie es unmöglich ist, das große Meer zu überqueren ohne Schiff, so auch vermag keiner hinüberzugelangen zur Liebe ohne die Furcht. Das stinkende Meer, das uns trennt vom noetischen Paradies, können wir nur überqueren mit dem Boot der Metanie, das als Ruderer die Furcht hat. Wenn aber diese Ruderer der Furcht das Boot der Metanie, mit dem wir das Meer dieser Welt überqueren zu Gott, nicht richtig steuern, werden wir untergehen im stinkenden Meer. Die Metanie ist das Boot, die Furcht ist der Steuermann, und die Liebe ist der göttliche Hafen. 3 

 12. Die Furcht setzt uns mithin ins Boot der Metanie und führt uns hinüber über das stinkende Meer dieses Daseins zum göttlichen Hafen der Liebe. Zu diesem hin streben alle, die sich mühen in der Metanie und schwer beladen sind (s. Mt 11,28). Wenn wir zur Liebe gelangen, sind wir zu Gott gelangt, und unser Weg ist vollendet. Wir sind auf der Insel gelandet, die jenseits ist von dieser Welt, wo der Vater ist und der Sohn und der Heilige Geist. Ihm gehört die Herrlichkeit und die Herrschaft, und möge Er uns würdig machen Seiner Herrlichkeit und Seiner Liebe durch die Furcht vor Ihm. Amen.

http://www.prodromos-verlag.de/Isaak_AufstiegZurGottesliebe.pdf

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